Monday, June 02, 2008

The Duke of Oxford

Am Mittwoch habe ich mich aufgemacht nach Oxford. Wie es sich für solch eine Erkundungstour Britanniens gehört, hat es schon früh morgens wie aus Kübeln geschüttet. Gott sei Dank keine "cats and dogs", denn das wäre äußerst unangenehm, wo ich doch gegen Katzen allergisch bin und Hunde nicht mag.

Der Busfahrer meines National Express Buses hatte eine etwa 15-minütige Ansprache, was in seinem Bus gestattet ist und was alles nicht (die er blöderweise auch bei jedem neuen Zustieg wiederholt hat). Um es kurz zu machen: Es war mehr verboten als erlaubt. Und so wurde ich prompt eindringlich angesehen, als es darum ging doch bitte keine Musik zu hören, um andere Fahrgäste nicht zu stören. Und dabei war das der erste Tag seit Monaten, an dem ich das Haus ohne meinen iPod verlassen habe. Ja, so kann's gehen.

Die Fahrt dauerte gut vier Stunden und ich bin froh, dass die vorgeschriebenen Gurte im Bus meinen eingeschlafenen Kopf immer ganz gut auffangen. Ansonsten wäre er mir bei einer der Busfahrten in den letzten Monaten wohl schon vom Hals gefallen. Englische Autobahnen sind irgendwie einschläfernd.

Angekommen in Oxford: Regen. Ersten Unterschlupf habe ich im Pizza Hut gesucht, den ich auf dem Weg entdeckt habe. Bewaffnet mit einem kompletten Oxford-Atlas von Google habe ich mich dann recht erfolgreich durch die Stadt bewegt und die Bushaltestellen im Zentrum gefunden. Ab da ging's erstmal ins etwas außerhalb gelegene Iffley, wo ich ein Zimmer in einem kleinen Bed & Breakfast gebucht hatte.

Später ging's zum eigentlichen Grund meines Oxford-Ausfluges, dem Duke Special-Konzert in der Carling Academy. Auf dem Weg dahin wurde ich wieder komplett eingeweicht und es tropfte schon durch meinen Regenschirm hindurch. Anstatt noch ein bisschen die Gegend zu erkunden, habe ich dann also gleich Unterschlupf vor der Venue gesucht. Das Warten war ein bisschen nervig, aber drinnen gab es dann zum Glück ein paar Sofas auf denen ich mich vor dem Konzert noch ein bisschen ausruhen konnte.

Support Act war The Voluntary Butler Scheme, ein einzelner Herr mit "no mates machine", mit der er alle Sounds selbst erzeugt und geloopt hat. Wo ich nach dem ersten Stück noch skeptisch war, war ich am Ende des Sets begeistert. Sehr talentiert und komödiantisch der junge Mann aus Stourbridge, der sofort das Publikum für sich gewinnen konnte. Highlight war, als er eine dieser Röhren in einen Song einbaute, die man manchmal auf dem Jahrmarkt bekommt und die ein komisches Geräusch erzeugen, wenn man sie umdreht. Passte perfekt.

Wenig später kam dann der Duke persönlich. Das Publikum war fachkundig (und bunt gemischt von Kindern bis Senioren) und begrüßte ihn begeistert. Ein Mann neben mir rief "Welcome back, Pete!", woraufhin dieser auf der Bühne verschmitzt entgegnete "To whom do you address?". Ja, auf der Bühne immer noch der Dukester. Das Konzert war diesmal komplett ohne Band. Nicht mal Chip war an den Küchengeräten dabei, aber das lag wohl daran, dass der sich vor ein paar Tagen den Arm gebrochen hatte.

Eine Setlist, die eigentlich nur aus Highlights bestand. Neue Songs, die überzeugen konnten, alte, liebgewonne Lieder in ungewohntem Gewand wie das komplett a capella gesungene "Kill Me Quickly Please" und eine wunderschöne Pianoversion von "Freewheel", die mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Schon im ersten Song (der einer der neuen war), musste Duke kurz auf seinen Spickzettel sehen, damit ihm die Lyrics wieder einfallen, und auch sonst gab es einige kleine Pannen. Aber das alles macht es nur noch sympathischer.

Die heimlichen Highlights der Show waren wohl die Mitmach-Teile. Immer dann wenn der Duke zum Mikrophon am Bühnenrand rüber marschierte, hieß es wieder Mitsingen. Er verteilte jede Menge Song-Sheets mit den Texten zu vier Liedern im Publikum und leitete uns dann an, damit wir als unprofessioneller Chor agieren konnten. Bei "I'm Gonna Love You Till You Love Me Back" wurden wir in Männer und Frauen unterteilt und während die von den Damen gesungenen Teile wunderschön klangen, musste bei den Herren sogar Duke auf der Bühne lachen. Grummel, grummel.

Jetzt schlagen alle mal Seite drei auf

Auch schön aber, als Duke etwas zu übermütig mit den Becken wurde, von der Bühne sprang, sie für ein paar Sekunden lang frenetisch genau vor mir zusammenschlug und dann versuchte wieder auf die Bühne zu klettern. Der Mann ist kleiner als ich und da wollte das spontan nicht so ganz gelingen. Mit den Becken immer noch in der Hand, landete er schließlich zwischen Bühne und Zuschauern auf dem Rücken und brauchte ein bisschen um sich wieder aufzurappeln und auf die Bühne zu kommen. Lustig war's.

Die Becken des Grauens

Ein wunderschönes Konzert und das bisher beste, das ich von Peter gesehen habe. Leider musste ich nach dem Konzert auch recht schnell wieder los um den letzten Bus zu erwischen, ansonsten hätte ich gerne noch ein wenig mit ihm geredet und seinem bezaubernden nordirischen Akzent gelauscht. Stattdessen habe ich kurz mit Rob, dem personalisierten Voluntary Butler Scheme, geplauscht und ihm für zwei Pfund seine im Schlafzimmer selbstgebrannte EP abgekauft.

Der Letzte macht das Licht aus

Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen der Erkundung von Oxford und man will es kaum glauben: Die Sonne schien! Naja, nur bis etwa fünf Uhr, aber bis dahin hatte ich die ganze Stadt schon gefühlte drei Mal durchquert und so ziemlich alles gesehen, was man sehen kann: Oxford von oben vom Carfax Tower aus, die Bodleian Library, einige der berühmten Colleges, das University Museum, Oxford Castle, etc., etc.

Die Stadt und die ganze Atmosphäre zwischen Historie, Moderne und akademischem Geist, hat mir sehr gut gefallen. Man könnte durchaus von Liebe auf den ersten Blick sprechen und ich denke das war nicht mein letzter Besuch. Vor dem Regen habe ich mich am Abend schließlich ins Kino gerettet und den Tag noch nett ausklingen lassen. Am Freitag war dann noch ein wenig Shoppen angesagt und zum Nachmittag ging es wieder zurück nach Poole. Zwar kein Oxford, aber dafür haben wir wenigstens das Meer.

Kleine Kuriosität am Rande: Ruft mich doch um acht am Freitag-Morgen glatt der Rezeptionist in meinem Zimmer an und fragt, ob ich denn auch schon aufgestanden bin. Customer Service, oder was?

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