Thursday, April 17, 2008

QI ich komme!

Freudiger Anruf gerade eben auf meinem Handy: Ich habe ein Ticket für meine heißgeliebte Show QI mit Stephen Fry am 19. Mai bekommen. Juhu!

Und wo ist Stephens Handy?


Monday, April 14, 2008

Moreton

Eine halbstündige Zugfahrt hat mich heute ins kleine Dörfchen Moreton geführt, wo ich einen kleinen Auftrag zu erfüllen hatte. Bei strahlend blauem Himmel erreichte ich den Bahnsteig des verschlafenen Örtchens, das glaube ich noch nicht mal Moreton ist. Ich habe die Besitzerin des ansässigen Pubs nach dem Weg zur St. Nicholas Church gefragt, wo ich ein paar Postkarten und Hefte holen sollte. Die Kirche ist zwar etwa drei Kilometer vom Bahnsteig entfernt, aber mir wurde gesagt, dass ich das durchaus laufen kann. Und so bin ich fast vierzig Minuten lang durch die idyllische Landschaft gewandert, bis ich die Kirche auf einem kleinen Hügel gefunden hatte.

Moreton ist der Ort, in dem T.E. Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien, begraben wurde und ich habe mir neben der Kirche mit den wunderschönen gravierten Fenstern auch das Grab angesehen. Ein wirklich schöner Ausflug bei tollen Wetter!

Start in Poole

Ankunft in Moreton

Da war wohl ein Scherzbold am Werke

Sunday, April 13, 2008

José González: Singen wie ein Mädchen

Heute war ich mit Elsie, Lucy und Simon bei einem Konzert von José González in Bournemouth. Simon sah eigentlich einem langweiligen DVD-Abend entgegen, als ich ihm nachmittags erzählte, wo wir hin wollen. Prompt hat er sich noch ein Ticket gekauft nachdem die Augen immer größer geworden waren.

Das Konzert fand im sehr schönen Pavilion statt, wo wir tolle Plätze auf dem Balkon hatten. Als wir reinkamen, spielte auch schon der Support Act namens Death Vessel. Die Bühne war ein betrachtliches Stück von uns entfernt und so genau habe ich beim ersten Song auch nicht hingesehen. Klang jedenfalls
ganz gut die Dame, dachte ich mir. Als dann eine Gitarrensaite riss, verließ "sie" kurz die Bühne und nuschelte vorher noch etwas ins Mikrofon, das zu meiner Überraschung so tief wie ein Mann klang. Völlig irritiert fragte ich Simon, ob das gerade eine Frau oder ein Mann war und er sagte, dass das natürlich eine Frau war, wie man hören konnte. Als "sie" wieder zurück kam, und wieder etwas sagte, wurde uns klar, dass das tatsächlich ein Mann war, mit einer Sopran-Singstimme, die abwechselnd wie eine Frau oder ein Junge vor dem Stimmbruch klang. Wir waren gleichermaßen geschockt und fasziniert.


José war dann wirklich spitze. Was der auf der Gitarre zu Stande bringt ist Wahnsinn und der ganze Saal, der leider nur schlecht gefüllt war, lauschte andächtig. Die meisten Songs spielte er alleine, ein paar wurden begleitet von einer Sängerin und einem Percussionisten. Die im Hintergrund auf der Leinwand gezeigten Bäume auf dem Fließband fand ich dann aber doch ein bisschen zu hypnotisierend.

Friday, April 11, 2008

Warnhinweis-Kultur

Manchmal glaube ich ja die Briten wollen einen für dumm verkaufen. Für ziemlich dumm sogar. Schon länger machen wir Ausländer uns lustig über die Aufschrift "Open by hand", die sich auf dem Verschluss einer jeden Coca Cola-Flasche hier befindet. Nicht dass da jemand auf dumme Ideen kommt und mit dem Schlagbohrer, einer Kettensäge oder den Zähnen zu Werke geht. Oder gar versucht den Schraubverschluss mit dem Flaschenöffner zu bezwingen. Nein, die Hand sollte es sein. Simpel und effektiv.

Aber das ist nicht der einzige Warnhinweis, der mich in den letzten Monaten hier stutzig gemacht hat. Auf der Verpackung jedes Käse steht "May contain milk" und ich frage mich woraus so ein Käse wohl sonst noch gemacht sein könnte. Da wundert es mich glatt, dass auf der Kellogg's Packung nicht steht "May contain cornflakes".

Fast jedes Mikrowellengericht (und damit kenne ich mich inzwischen gut aus, the queen of micro-waving!) warnt: "May be hot when cooked". Ein physikalisches Phänomen, dass es wohl nur auf der Insel gibt.

Und dann ein kleiner Höhepunkt der Warn- und Informationshinweis-Kultur vor ein paar Wochen in einem Londoner Club. Chetan kauft sich eine Flasche Bier auf deren Ettikett steht: "This bottle is green". Wir hätten's ansonsten wirklich nicht gewusst.

Wednesday, April 09, 2008

Four Weeks in a Nutshell

Nein, weder tot noch das Schreiben verlernt. Einfach nur total gestresst in den letzten Wochen des Terms und da hatte ich kaum Lust hier noch viel zu schreiben. Aber das heißt ja nicht, dass nix passiert ist. Im Gegenteil: Es musste sogar ziemlich viel passieren, denn man zahlt ja schließlich nicht 3.500 Pfund um dann den Master nicht zu schaffen. Ein kurzer Schnelldurchlauf durch vier Wochen Stress, garniert mit kleinen Erfolgen:

Mittwoch, 29. Februar:
Um 15:20 Uhr beginnt unser London-Abenteuer auf den hinteren Plätzen eines National Express Buses. Wir kichern viel und haben das Gefühl auf Klassenfahrt zu gehen. Lust viel zu arbeiten hat keiner so recht, auch wenn der eigentliche Grund der Reise ja ist, verwertbare Dinge zu Jean Paul Gaultier und dem Parfummarkt im Allgemeinen zu erfahren. Aber das Motto unseres Teams "Rocket Media" legen wir fest auf: "Work effectively with the most fun possible".


In London angekommen lotst uns Kathryn durch die inzwischen schummrige Stadt und meint, dass es kein Problem sei von der Victoria Station bis zum Piccadilly zu laufen. Es hat aber dann doch gereicht um uns alle aus der Puste zu kriegen. Am Piccadilly angekommen stehen wir alle verloren in der Gegend rum, denn so gut organisiert wie wir dachten, hatten wir den Trip dann doch nicht: Keiner hatte nachgesehen, wo sich unser Hostel denn befindet.

Eine halbe Stunde später stehen wir dann doch davor und die ersten Hoffnungen sinken beim Anblick eines verdreckten Eingangs in einer düsteren Gasse abseits des London-Glamours. An der Rezeption werden wir unfreundlich bedient und bekommen einen Stapel Bettbezüge. Ich ahne Schlimmes und werde beim Anblick unserer Pods (die auf dem Foto doch noch so einladend aussahen) auch nicht enttäuscht. Zu allem Überfluss ist eines unserer Betten auch noch bereits belegt und wir müssen uns wieder mit den Leuten an der Rezeption herumschlagen.

Noch frohen Mutes

Hier dann nicht mehr: die Pods

Wir sind uns alle einig, dass es nur eine Lösung gibt: So schnell wie möglich wieder raus und einen schönen Abend verleben, der uns auf bessere Gedanken bringt. Kathryn hatte uns im Vorfeld ein Drei-Gänge-Menü im Rock Garden in Covent Garden organisiert. Dort fühlen wir uns für nur 12 Pfund wie kleine Prinzessinnen (und ein kleiner Prinz), umgeben von roten Samtvorhängen auf einer Empore, mit Champagner-Gläsern in der Hand.

Chetan und Jennifer

Kathryn und ich (mit Champagner!)

Danach feiern wir ein wenig im darunter gelegenen Gardening Club und lenken uns von dem Gedanken ab, dass wir den Rest der Nacht in unseren Pods verbringen müssen. Als wir gegen zwei Uhr nachts wieder im Hostel ankommen, stöhnt unser Mitbewohner ein wenig, als wir das Licht anmachen. Doch wir kennen keine Gnade. Ich liege noch lange wach. Die Heizung im Zimmer steht auf der Höchststufe und lässt sich nicht abstellen, das Fenster lässt sich nicht mehr als einen Spalt öffnen. Es kann nur besser werden.

Team Rocket Media

Kathryn und Camilla

Donnerstag, 30. Februar:
Trotz des relativen späten zu Bett Gehens sind wir gegen 7:30 Uhr alle hellwach und wollen nur noch weg. Chetan beklagt sich über kleine, juckende Bisswunden von Bettwanzen und wir fragen uns ob wir nach einer Dusche sauberer sind als vorher oder es lieber gleich lassen. Wir entscheiden uns gegen das Frühstück im Hostel und genießen lieber die schöne Atmosphäre in einem italienischen Café.

Der erste Punkt auf unserem Tagesplan ist der Jean Paul Gaultier Flagship-Store, versteckt in einer kleinen Seitenstraße. Schon die Fassade sieht viel zu exklusiv für uns aus, aber wir gehen trotzdem rein und werden von drei Verkäufern argwöhnisch beäugt. Wir geben uns als Studenten zu erkennen und fragen nach ein paar Infos. Der Verkäufer ist distanziert, aber zeigt sich betont freundlich und erzählt uns, dass er das Parfum vielleicht als Geschenk für den 3.000 Pfund teuren Mantel da drüben dazu gibt. Zum Schluss bekommen wir ein paar Parfum-Proben in die Hand gedrückt und beim Rausgehen hält man uns die Tür auf. Ein Versuch war es wert.

Nächste Station ist Harrods, wo uns ein netter Verkäufer nützliche Informationen gibt. Danach geht's auf die Oxford Street in die großen Kaufhausketten. Da es mitten in der Woche ist, sind wenige Leute in den Geschäften und die meisten Verkäufer haben Zeit mit uns zu plaudern. Chetan ist völlig fasziniert von einem Verkäufer in Debenham's, der ihm mit den kajal-geschminkten Augen zuzwinkert und erläutert, dass Jean Pauls Make-Up-Reihe für Herren der letzte Schrei ist.

Wir laufen viel umher, schleppen dabei schwere Taschen mit uns herum und bekommen gute Einblicke. Zum Schluss essen wir Pizza und fahren dann völlig erschöpft zurück zur Victoria Station, von wo aus es wieder zurück nach Bournemouth geht. Wir stinken alle unglaublich nach den verschiedensten Parfums und wundern uns nicht, dass die Plätze neben uns im Bus leer bleiben. Besonders fies ist das Channel No. 5 an meinem Handgelenk, das so penetrant riecht, dass ich es vermeide meine Hände auch nur noch in die Nähe meines Gesichtes zu bringen. Aber wir sind uns sicher, dass uns unser Ausflug einen Vorteil gegenüber den anderen Teams verschafft hat.

Montag, 3. März:
Ich erfahre, dass unser London-Trip vielleicht doch nicht so exklusiv ist wie wir glaubten, denn inzwischen scheinen alle unsere Idee kopiert zu haben. Auke erzählt mir, dass er im Jean Paul-Shop freundlich gebeten wurde wieder zu gehen, wenn es sich denn auch um dieses Studenten-Projekt handele. Vielleicht lag es ja auch einfach nur an seinem ständig-existenten Stilbruch: der gelben Daunenjacke, die ihn schon so berühmt auf dem Campus machte.

Dienstag, 4. März:
Wir haben unser erstes Treffen mit Elsbeth für Campaign Planning. Wir erzählen ihr von unseren Einblicken, die wir in London gesammelt haben. Wir geben ihr erste Ideen für Dinge auf denen wir unsere Kampagne aufbauen wollen und sie tut sie sogleich ab mit dem Kommentar, dass sich daraus kein Konzept stricken lässt, das auch nur irgendjemanden überzeugt. Wir sind wieder bei Null und sie ermahnt uns gründliche Konsumentenforschung zu betreiben. Zum Schluss rutscht ihr doch ein kleiner positiver Satz raus: "It's a good beginning." Na hoffentlich.

Donnerstag, 6. März:
Es ist Betis Geburtstag und ich mache mich auf vom achten in den fünften Stock um am Kuchen teilzuhaben. Ein paar Leute haben sich dort schon versammelt. Alle sehen gestresst aus, denn am Montag ist der Abgabetermin unseres ersten Assignments. Ich habe gerade erst angefangen und sollte eigentlich arbeiten, aber die Gesellschaft der anderen ist mir dann doch lieber.


Beti und ihr Kuchen

Auke, ohne gelbe Jacke und trotzdem glücklich

Freitag, 7. März:
Wir führen Interviews um herauszufinden welche Beziehungen die Menschen zu ihren Parfums haben und welche Rituale es gibt. Ich frage mich ernsthaft ob wir je eine sinnvolle Kampagne auf die Beine stellen können. Und ob ich je wieder Parfum verwenden werde.

Montag, 10. März:
Vier Uhr morgens ist das PR-Assignment ("A discussion on the importance and disregard of communication with internal publics within the discipline of public relations") ausgedruckt und abgabebereit. Ich bin wie immer nicht komplett überzeugt davon, aber zumindest zufrieden. Ich stehe um 7:30 Uhr wieder auf und nehme den ersten Bus um es abzugeben.

Sonntag, 16. März:
Ich brüte über meinem Direct Marketing-Assignment. Es will einfach nicht klappen. Als ich alles geschrieben habe, was ich drin haben will (und das ist schon nur die Kurzform von dem, was ich gerne noch ausführlicher beschreiben würde), habe ich über 4.000 Wörter und mindestens 500 müssen wieder weg. Zum Schluss lösche ich einfach rigoros zwei lange Absätze und stelle ein paar Sätze um. Fertig: "A critical discussion on affinity marketing with a focus on its relevance to direct and its linkage with relationship marketing".

Montag, 17. März:
Assignments abgegeben und wir feiern das freudige Ereignis mit einer Party in Corfe House. Betis und Ivans Wohnung ist übervoll mit all unseren Kursteilnehmern und anderen Freunden. Da auch noch St. Patrick's Day ist, konnte Auke irgendwo eine mega-hässliche Guinness-Mütze abstauben, die den ganzen Abend seinen Kopf nicht mehr verlässt und bei uns nur noch Kopfschütteln verursacht. Wir haben jede Menge Essen von Thai und Indisch bis Kroatisch und Brasilianisch. Nur die Durchschlagskraft des kroatischen, im Hinterhof selbstgebrauten Schnapses wurde einigen erst später bewusst. Zu spät.


Dienstag, 18. März:
Der Tag nach der Party. Ich habe zwar nichts getrunken, verschlafe aber trotzdem und entscheide mich wieder ins Bett anstatt zur Vorlesung von Elsbeth zu gehen. Gegen Mittag schickt sie eine böse Mail mit der Info, dass lediglich sechs von dreißig Leuten heute Morgen zugegen waren. Uns plagt ein kleines schlechtes Gewissen und wahrscheinlich gerade deshalb wollen wir uns am Nachmittag nicht mit ihr treffen um unser Projekt zu besprechen. Jennifer erzählt mir, dass Elsbeth fast schon panisch sei, da die Gruppen sich im vergangenen Jahr mindestens vier Mal mit ihr vor der Endpräsentation getroffen haben und sie wusste, ob es "präsentierbar" war ohne dass sie sich vor dem Klienten blamiert. Aber wir sind halt ein fauler Haufen.

Am Nachmittag haben wir ein Team-Meeting und breiten 100 Printwerbungen im ganzen Zimmer aus, die wir dann gebannt anstarren. Ich bezweifle immer noch, dass wir je eine gute Kampagne auf die Beine stellen. Elsbeth sagt einer anderen Gruppe, die in etwa genauso weit ist wie wir, dass sie eventuell noch eine befriedigende Präsentation halten können, wenn sie ab jetzt nicht mehr schlafen. Wir beschließen uns ab nun jeden Tag zu treffen bis zur Präsentation am nächsten Donnerstag. Nur noch neun Tage.

Mittwoch, 19. März:
Der Tag beginnt mit Mordgedanken. Elsbeth hat uns gesagt, dass ihr nur ein Call-Report unseres Teams vorliegt. Das bedeutet, dass wir uns nur einmal getroffen haben, denn nach jedem Treffen muss ein Report eingereicht werden, der besagt was gemacht wurde, wer da war und was die Aufgaben bis zum nächsten Treffen sind. Als Account Executive ist Chetan dafür zuständig, doch er hat es verbummelt. Es fällt mir etwas schwer mich zurück zu halten, denn ohne die Reports fallen wir durch. Doch Kathryn nimmt alles souverän in die Hand, wir erstellen eine Liste unserer vorangegangenen Meetings und Chetan schreibt sie am Abend alle nieder.


Wir grübeln ewig über unserem Key Proposition, der zentralen Idee auf der wir die Kampagne aufbauen. In unserem Kopf hat sich aus den Ergebnissen der Konsumenten- und Marktforschung ein Bild dessen ergeben, was wir sagen wollen, doch es scheitert an der richtigen Formulierung. Satz um Satz wird verworfen. Ein zentrales Wort aber bleibt: edge. Nur noch acht Tage.

Donnerstag, 20. März:
Wir treffen uns wieder bereits am Morgen und basteln weiter am Key Proposition. Ich habe ein schlechtes Gefühl, da wir uns nur einmal mit Elsbeth getroffen haben. Ich plädiere dafür ihre Meinung zu unserem bisherigen Konzept zu hören um zu vermeiden, dass es in eine völlig falsche Richtung geht. Doch da schwebt ja auch immer die Angst mit, dass wir danach ganz von vorn anfangen müssen. Wir nehmen unseren Mut zusammen und treffen sie am Nachmittag. Wir stellen ihr unseren Key Proposition vor und sie ist ungewohnt positiv. Auch wenn sie unser Konzept etwas missversteht ("So your central word is 'edgy'? You'll have a campaign with rappers then."), sind wir zuversichtlich, dass wir auf einem guten Weg sind. Ich schlafe mal wieder besser. Immer noch sieben Tage.

Freitag, 21. März:
Kahryn ist in London auf Haussuche und Camilla verbringt Zeit mit ihren Eltern. Chetan, Jennifer und ich treffen uns in Corfe House, doch wir sind alle zu erschöpft um noch etwas zu Stande zu bringen. Nach einer halben Stunde geben wir auf und beschließen, dass jeder selbst ein paar Gedanken formuliert. Noch sechs Tage.

Samstag, 22. März:
Wir treffen uns in meiner Küche und wollen das kreative Konzept am Ende des Tages komplett stehen haben, damit ich morgen den Media Plan aufstellen und kalkulieren kann. Wir haben unseren Key Proposition ("Jean Paul Gaultier is an edgy brand—daring, provocative and trendsetting—yet accessible enough for people to relate to the brand. It is these distinctive qualities which they want to take into their everyday lives.") noch einmal umformuliert und unsere 'Big Idea' ("Jean Paul Gaultier gives you your own edge") kurz und prägnant auf den Punkt gebracht.


Es kommen Zweifel in uns auf, als wir uns über die anderen Gruppen unterhalten. Einige hatten in den letzten Tagen Treffen, die 18 Stunden dauerten und schlafen kaum noch. Wir fragen uns, was wir falsch machen.

Wir haben eine Idee für die kreative Umsetzung, die mir gefällt und Hoffnung gibt, dass wir alles noch rechtzeitig schaffen, doch ich sehe etwas Zweifel in den Gesichtern der anderen, die nicht komplett von der Idee überzeugt sind. Gegen fünf Uhr fällt für zwei Minuten der erste Schnee, den ich in England sehe und wir sitzen alle gebannt am Fenster. Nur noch fünf Tage und die Panik wird größer.

Sonntag, 23. März:
Jeder arbeitet allein an seinem Teil des Projekts. Ich bin der Media Director und zuständig für den kompletten Media Plan und das Budget von 5 Millionen Pfund für drei Jahre. Ich habe mit den anderen einen groben Plan durchgesprochen, den ich jetzt im Detail erstellen muss. Noch dazu müssen alle Kosten berechnet werden. Den ganzen Tag sitze ich vor dem Computer und berechne Preise für Fernsehslots, Printwerbung, Advertorials und digitale Poster an Rolltreppen in der U-Bahn. Ich schlage mich mit GRPs und Zielgruppenreichweiten herum und gehe schließlich gegen zwölf mit tierischen Kopfschmerzen ins Bett. Ich wünsche mir, dass alles einfach nur vorbei ist und der Druck endlich von meinen Schultern fällt. Nur noch vier Tage.


Montag, 24. März:
Heute ist es ganz schlimm. Wir treffen uns wieder in meiner Küche und ich habe ein wenig den Mut verloren. Die anderen Gruppen scheinen viel mehr zu machen als wir. Wir haben weder eine Präsentation, eine kreative Umsetzung, noch den Report von 4.000 Wörtern. Kurzum: Ich fühle mich, als haben wir gar nichts.


Als wir dann unser kreatives Konzept vom Samstag wieder komplett verwerfen und Camilla etwas Neues vorschlägt, dass für mich nicht auf Anhieb Sinn macht, muss ich erstmal frische Luft schnappen gehen.

Danach geht es zumindest ein bisschen bergauf. Wir konkretisieren unsere kreative Idee und ich finde langsam Gefallen daran. Noch dazu muss ich lernen auch mal loszulassen. Ich kann nicht alles kontrollieren und selbst machen. Das Gute ist, dass ich meinen Teammitgliedern vertraue. Das muss ich auch, denn es sind nur noch drei Tage.

Dienstag, 25. März:
Meine schlechte Laune von gestern zieht sich bis in den Morgen. Wir treffen uns bereits um neun Uhr und beginnen die PowerPoint-Präsentation zusammenzustellen. Als das gut läuft, finde ich meine Zuversicht wieder. Wir hangeln uns schnell durch alle Folien, die wir brauchen und ich habe einige gute Ideen für die finale Umsetzung. Als wir alle Folien beisammen haben, wird mir klar, dass unser Konzept gut durchdacht und sehr logisch ist. Jetzt gilt es diese Logik auch für den Klienten ersichtlich zu machen und unsere Ideen klar zu präsentieren.


Nach dem Mittag beschließen wir, dass jeder an eigenen Aufgaben arbeitet, um schneller voran zu kommen. Jennifer, Chetan und Kathryn kümmern sich um das Zusammenstellen des Reports, den wir in Einzelteilen schon haben. Weiterhin basteln Kathryn und Camilla das Storyboard für unsere TV-Kampagne. Ich fahre nach Hause und arbeite den ganzen Tag an der Präsentation, damit sie am Donnerstag ansprechend aussieht und strukturiert unsere Ideen widergibt.

Zum ersten Mal seit Tagen scheint die Sonne und obwohl es nur noch zwei Tage sind (eigentlich ja nur einer an dem wir komplett arbeiten können) bin ich frohen Mutes.

Mittwoch, 26. März:
Wir haben unser längstes Treffen, das von neun Uhr morgens bis fast zehn Uhr abends reicht. Am Morgen präsentieren Camilla und Kathryn uns das Storyboard. Wir finden es alle auf Anhieb super. Ausgehend von dem Storyboard entwerfen Camilla und Chetan Printanzeigen mit Photoshop in der Bibliothek (wo auch andere Gruppen fleißig basteln), während Kathryn und Jennifer den Report finalisieren und ich alle Vorsichtsmaßnahmen treffe, damit die PowerPoint-Präsentation morgen auf jeden Fall läuft, ganz egal von welchem Computer wir sie starten müssen. Die Schriftarten, von denen wir uns aber nicht trennen wollen, machen mir Probleme.


Am späten Nachmittag haben wir das Storyboard, die Printanzeigen und einen visualisierten Media Plan fertig. Die Präsentation ist auch komplett und gefällt allen. Wir teilen die Folien auf und besprechen was gesagt werden muss. Gegen 18 Uhr haben wir unsere erste Meinungsverschiedenheit überhaupt und die Stimmung ist ein wenig angespannt. Kathryn möchte gerne eine Folie umformulieren um sie logischer zu machen. Nach 20 Minuten ist es auch schon wieder vorbei und die Änderungen sind durch.

Das Storyboard für den TV-Spot
Die Printanzeigen
Die PowerPoint-Präsentation

Wir üben die Präsentation zweimal komplett und vereinbaren, dass jeder seine Teile schriftlich in der Nacht ausarbeitet. Gerade uns Nicht-Muttersprachlern fällt es schwer frei zu reden und trotzdem auf den Punkt zu kommen. Halb neun haben wir den Raum für die morgige Präsentation gebucht und machen uns damit vertraut. Die Aufregung steigt. Nur noch eine Nacht. Einige Gruppen schlafen gar nicht und verbringen sie auf dem Campus.

Donnerstag, 27. März:
Ich kann fast bis zehn schlafen, da wir uns erst um zwölf treffen um ausgeruht zu sein. Die Präsentation habe ich in der Nacht nochmal verbessert und meinen Text ausformuliert. Ich kann ihn zwar nicht auswendig (was auch wenig Sinn macht, denn das klingt einfach nicht gut), aber es hilft mir mich besser auszudrücken und nichts zu vergessen. Ich übe nochmal vorm Spiegel und werfe mich dann in Schale, den schwarzen Anzug, der ja auch in der Vergangenheit schon Erfolg mit sich gebracht hat.


Wir treffen uns in Camillas Wohnung, die direkt am Campus liegt und sind alle sehr aufgeregt, aber im positiven Sinne. Wir gehen die gesamte Präsentation vier Mal durch und schaffen es dabei, dass sie immer genau 30 Minuten lang ist. Von Mal zu Mal werden wir besser und wir bügeln die letzten kleinen Fehler aus. Wir sprechen uns Mut zu, können aber alle nichts essen.

So geht es mit leeren Magen zur Media School, wo uns das Team, das vor uns dran war schon entgegen kommt. Alle sehen erleichtert aus und erzählen, dass die beiden Herren von Jean Paul Gaultier sehr nett wären. Wir betreten den Präsentationsraum, in dem nur unsere Kurs-Administratorin Elaine sitzt. Wir bauen alles so auf wie wir es brauchen, testen die Lautsprecher und rücken Tische. Ich bekomme kurz Panik, da die Schriftarten wieder durcheinander sind, als ich die Präsentation vom Computer im Raum starte. Doch Chetan nimmt alles ruhig in die Hand und schafft es meinen Laptop erfolgreich an den Beamer anzuschließen. Alles sieht wieder so aus wie es aussehen muss.

Happy, happy, joy, joy kurz vor der Präsentation

Ein paar Minuten später öffnet Elsbeth die Tür: "Are you ready for a happy client?" Wir nicken und lächeln wie die Weltmeister, denn all das wird bewertet und entscheidet über die Sympathie zwischen Klient und Agentur. Die beiden Marketing-Manager von Jean Paul werden von Marie, die zur Zeit deren Werbeaccount betreut und die wir schon vom Brief kennen, vorgestellt. Neben diesen Dreien, Elsbeth und Elaine sind auch noch zwei weitere unserer Dozenten anwesend. Die Kamera im Hintergrund läuft und es kann losgehen.

Souverän spricht Kathryn die einleitenden Worte, gemeinsam stellen wir unsere Agentur vor und gehen dann durch die Folien. Von der Marktübersicht und den Konsumenteneinblicken ausgehend formen wir unseren Key Proposition und unsere 'Big Idea'. Wir stellen unsere Zielgruppen vor und abwechselnd präsentieren Camilla und ich den Media Plan und die dazugehörige kreative Umsetzung. Alles läuft super und es gibt keinerlei Pannen. Wie immer bei großen Präsentationen bin ich fast gar nicht mehr aufgeregt und finde Spaß daran. Die beiden Jean Paul-Manager nicken immerzu heftig und machen uns Mut. Elsbeths Gesicht ist undurchsichtig wie immer, aber solange sie nicht rot anläuft ist alles gut. Wieder dauert es genau eine halbe Stunde bis Kathryn die Präsentation mit der Beteuerung wie sehr wir diesen Account haben wollen beschließt und dann ist es fast geschafft.

Wir nehmen vor der Jury Platz und müssen für 15 Minuten Fragen beantworten. Die Manager sind angetan von unserem Konzept und sagen, dass unsere Analyse der Marke "spot on" war. Entspannt beantworten wir die Fragen und haben die Chance einige Dinge noch deutlicher zu machen. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Immer noch happy nach der Präsentation (hier mit dem nächsten Team 'Chocolate')

Danach gönnen wir uns in Dylan's Bar erstmal ein äußerst verspätetes Mittagessen. Zwischen Bier und Fish Fingers verfallen wir in eine kleine Euphorie nachdem die Präsentation so gut gelaufen ist und malen uns erste Siegchancen aus. Wir loben unsere konfliktfreie Zusammenarbeit, denn während sich andere Gruppen vier Stunden lang über den Inhalt einer einzigen Folie stritten, harmonierten wir trotz einiger Schwächephasen gut und arbeiteten effektiv.

Entspanntes Mittagessen um 16 Uhr

Teamfoto in Dylan's Bar

Zurück in Camillas Wohnung gönnen wir uns ein paar Gläschen Sekt. Wir versuchen die Euphorie wieder etwas zu bremsen, doch mir wird klar, dass wir alle enttäuscht sein werden, wenn wir nicht gewinnen. Wir stehen komplett hinter unserer Idee.

17:30 finden wir uns mit den fünf anderen Gruppen wieder in der Media School ein. Marie lobt unsere Präsentationen und richtet aus, dass die Jean Paul-Manager von deren Professionalität überrascht und beeindruckt waren. Sie werden definitv einige unserer Ideen in ihre Arbeit einfließen lassen. Marie gibt ein kurzes Feedback zu jeder Gruppe. Mit jeder Gruppe, die sie vor uns vorliest steigen meine Hoffnungen ein bisschen, denn ich glaube, dass es ein gutes Zeichen ist. Unser Zettel ist dann auch der letzte und das Feedback ist sehr positiv. Unsere durchgehende logische Struktur konnte beeindrucken und wir scheinen die Marke in ihrer Essenz verstanden zu haben. Marie sagt: "I don't know how you did it, but the first thing I wrote down was: 'They look knowledgable.' Als der einzige Kritikpunkt ist, dass wir zu viele Media Objectives hatten, weiß ich, dass wir gute Chancen auf den Sieg haben.

Marie macht es noch einmal spannend und kündigt dann das Sieger-Team an: Rocket Media. Ein bisschen ungläubig springen wir auf und fallen uns in die Arme. In diesem Augenblick weiß ich, dass es jede Sekunde der Arbeit, jede schlaflose Nacht wert war. Überglücklich nehmen wir die Gratulationen und ein paar Bücher entgegen.

So sehen Sieger aus

In Camillas Wohnung ziehen wir uns danach alle um, denn der Abschluss des Tages und auch des Unterrichts-Teils unseres Studiums ist ein förmliches Dinner mit anschließender Party. Immer noch überglücklich und stolz machen wir uns auf ins Stadtzentrum und genießen im Tafelsaal eines historischen Hotels ein Drei-Gänge-Menü. Es gibt Ansprachen unserer Dozenten und einiger Studenten, inklusive einiger kleiner Tränchen, denn wir haben einen bedeutenden Abschnitt unseres Lebens geschafft. Gleichzeitig wird uns allen klar, was es für eine Bereicherung ist mit so vielen verschiedenen Menschen und Kulturen zusammen zu sein und Erfahrungen zu teilen.


Im Nebenzimmer wird dann noch ordentlich das Tanzbein geschwungen, doch lange halten wir alle nicht mehr durch, denn der Stress der letzten Wochen steht uns ins Gesicht geschrieben. Wir alle freuen uns auf das letzte Drittel unseres Studiums, das wir weiterhin vor allem zusammen genießen wollen.

Samstag, 29. März:
Ich sitze im Flugzeug nach Hause und bin unglaublich froh, dass alles geschafft ist. Und ein bisschen stolz auch.