Wednesday, July 30, 2008

"We're not dancing - we're just moving our hands."

Ein kleines Wohnzimmer in Winton, 14 Inder, ein Brite, eine Chinesin und eine Deutsche. So sah es aus, als wir am Sonntag eine kleine Überraschungsparty für Veena organisiert hatten, die am Montag Geburtstag hatte. Kurz nach zehn haben wir sie quasi aus ihrem Zimmer gekidnappt und sind nach Winton gefahren, wo Kiran in seinem Haus ihre Freunde eingeladen und für Essen und Getränke gesorgt hatte.

Fi und der Champagner

V, Fi & me (reimt sich)

Bei so viel vertretenen Indern dürfen zwei Sachen natürlich nicht fehlen: Bollywood-Musik und Tanzen. So würde das kleine Wohnzimmer in eine Tanzfläche verwandelt und ich habe mal wieder Nachhilfe bekommen. Einmal auf den Geschmack gekommen, sind die indischen Bewegungsabläufe auch gar nicht mal so schwer. Junaid brachte es treffend auf den Punkt: "We're not dancing - we're just moving our hands." Naja, ein bisschen mehr als das ist es schon.

Nachhilfeunterricht von Junaid

Nach Mitternacht gab es dann auch noch Essen in der Küche. Kiran hat meinen Teller großzügig gefüllt. Der Reis war sehr gut und für meine Geschmacksnerven angenehm, aber das Hühnchen-Curry hat schließlich meinen Kopf fast zum Explodieren gebracht. Wahrscheinlich ist das am Ende nur nicht passiert, weil ich zu sehr damit beschäftigt war über Simons hochroten Kopf zu lachen. Am Ende hatten wir beide mehr Joghurt auf dem Teller als Reis und Curry, damit wir überhaupt in der Lage waren aufzuessen. Wenigstens haben die Inder bestätigt, dass das Curry "slightly spicy" war.

Letzte Woche haben wir uns mit "WALL-E" und "The Dark Knight" im Kino vergnügt und ein kleines Picknick am Strand veranstaltet. Das Wetter ist wirklich schön in den letzten Tagen und ich habe mich auch mal von der Dissertation losgerissen. Die ist inzwischen schon auf 9.000 Wörter angewachsen und John ist äußerst zufrieden mit mir und meinem Geschriebenen. Sieht also gut aus! Das Ausmisten meines Zimmers geht auch gut voran und gestern habe ich die ersten beiden Pakete Richtung Deutschland geschickt. Zum perfekten Glück fehlt jetzt eigentlich nur noch ein Job in London.

Saturday, July 19, 2008

Ausgegraben

So sieht meine Ausrede für die Funkstelle hier aus. Ich wurde eingebuddelt am Strand zurückgelassen. Wozu Feinde, wenn man solche Freunde hat.

Spaß beiseite: Der Sommer ist da! Das heißt wir haben manchmal 22 Grad, "sunny spells" und Barbecues am Strand, bei dem man eigentlich schon eine Winterjacke bräuchte. Und das beste: Ich liebe es! Ist mir tausendmal lieber als unerträglich Hitze.

Ah, ich liebe Elsies Polaroidkamera!

Neben ein paar Aktivitäten am Strand, auf dem Fußballplatz und bei Parties waren die letzten Wochen aber zumeist von Arbeit geprägt. Nein, das ist eigentlich auch nicht richtig, es sei denn man bezeichnet das Vermeiden von Arbeit auch als Arbeit. (Ein gewisser Fernsehdoktor würde das sicher so sehen.) Kann manchmal sogar ziemlich harte Arbeit sein. Jedenfalls habe ich es letztendlich doch geschafft die ersten 6.000 Wörter meiner Dissertation zu schreiben und damit wäre fast schon ein Drittel geschafft. Nachdem mir John nächste Woche ein Feedback dafür gegeben hat, kann ich mich hoffentlich an den nächsten Teil machen und so schnell wie möglich auf 10.000 Wörter aufstocken, bevor Anfang August meine Eltern für zwei Wochen herkommen und wir ein bisschen das Land erkunden.

Die Zeit in England geht langsam aber sicher zu Ende. Gestern habe ich mein Zimmer ausgemistet und werde in den nächsten Wochen ein paar Sachen verkaufen, damit ich nicht alles nach Deutschland schleppen muss. Ein paar andere Sachen schicke ich schon mal nach Hause, da das wohl günstiger ist als Übergepäck beim Rückflug. Am 7. September muss ich ausziehen und da ich Karten für zwei Coldplay-Konzerte in Deutschland habe, werde ich auch erstmal zurück nach Deutschland kommen. Jedoch muss ich dann nochmal zurück, um am 22. September die Dissertation abzugeben.

Doch so schnell will ich die Zeit hier nicht zu Ende gehen lassen. Vor ein paar Wochen ist meine Entscheidung gefallen und ich versuche zur Zeit einen Job in London zu finden, um ab Oktober oder November auch mal was richtiges zu machen, nämlich arbeiten. Ich habe Hoffnung, dass ich was gutes bekomme und bin zur voller Vorfreude auf das, was auch immer da kommen mag. London wäre sicherlich ein schönes Abenteuer für ein paar Jahre, bevor es mich dann vielleicht woanders hin zieht. Mal sehen.

Sunday, June 22, 2008

Lobeshymne

Gestern einen Brief von der Uni bekommen:

Dear Stephanie,

On behalf of the Diploma Stage Board of Examiners, I am delighted to be able to write and congratulate you on your excellent set of results. You have worked hard, made a strong contribution and consistently produced some very good work. You can be justifiably proud of your achievements so far, and I very much hope that you have enjoyed the first two terms of the programme as much as we have enjoyed teaching you.

We very much look forward to reading your dissertation in September!

Kind regards

Na toll, ich liebe es unter Druck gesetzt zu werden. Auf gut Deutsch heißt der Text doch übersetzt: "Und wehe wenn die Dissertation nicht auch gut wird!". Aber trotzdem schön.

Thursday, June 19, 2008

Not 42

Es ist ja schön, dass ihm Coldplay auf ihrem neuen Album quasi einen Song widmen, aber Douglas Adams lag falsch. Die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest ist nicht "42", sondern "Coldplay". Zumindest war das gestern so und ich glaube nicht nur für mich.


Da ich vorher noch ein bisschen was für meine Dissertation in London zu erledigen hatte, bin ich erst gegen 15 Uhr vor dem BBC Television Centre im Westen der Stadt angekommen. Ich musste gar nicht danach suchen, denn die schon beträchtliche Schlange verriet, dass es wohl hier sein musste. Ich hatte mich mit ein par Leuten aus dem Coldplaying-Forum verabredet und nach einem Anruf von Pete bin ich zu ihnen gestoßen (und habe ganz böses "queue jumping" betrieben). Kurz darauf kam auch schon ein BBC-Mitarbeiter (der gleiche übrigens, der auch schon QI betreut hat, als ich da war) und hat Sticker verteilt, die garantieren, dass man auch auf alle Fälle rein kommt, solange sie denn weiß sind. Ich hatte Nummer 96 und somit nur 95 Leute vor mir.
Zusammen mit den anderen war das Warten ganz und gar nicht langweilig und wir haben uns alle gut unterhalten, obwohl es das erste Mal war, dass wir uns gesehen haben. Gegen vier kamen ein paar Musikfetzen aus den Lautsprechern und die Band begann ihren Soundcheck. Da die Bühne seitlich zur Straße aufgebaut war, konnten wir durch die Tore des Geländes Chris, Guy, Jonny und Will dabei beobachten, wie sie diverse Songs probten. Teilweise spielten sie sogar ganze Songs und so kamen wir schon mal in den Genuss eines kleinen "Vorkonzerts". Besonders gefreut haben wir uns mal wieder die Töne von "Politik" zu hören, das am Montag in der Brixton Academy nicht auf der Setlist stand, aber immer ein großer Live-Favorit ist unter den Fans. Chris war ein bisschen nervös während des Soundchecks und gab zu, dass es komisch ist, wenn so viele Leute zusehen.

Kurz nach fünf begann der Einlass und wir bewegten uns langsam in Richtung Bühne. All unsere Sachen wurden geröntgt, was bei der BBC so Standard ist. Wir erkämpften einen sehr guten Platz in der dritten Reihe vor Jonny auf der linken Seite der Bühne. Ich war froh, dass wir als Gruppe da waren, denn so konnte ich ohne Sorge nochmal die Toilette aufsuchen (was auch dringend nötig war) und dann wieder an meinen Platz zurückkehren. Nochmal hieß es fast zwei Stunden warten und wir kämpften alle mit müden und schmerzenden Beinen, aber ist ja nicht das erste Mal, dass wir das für Coldplay auf uns genommen haben.

Um viertel vor sieben kam ein Mitarbeiter der BBC auf die Bühne und hat uns kurz eingewiesen und aufgeklärt, wie die Aufzeichnung vonstatten gehen wird. Es gab einige Kameras überall um uns herum, einen Kamerakran, der immer gefährlich nah über unseren Köpfen vorbeischwang, eine Kamera auf dem Dach eines Gebäudes auf der anderen Straßenseite und sogar einen Helikopter, der über uns kreiste und ein paar schöne Bilder einfing. Um uns schon mal in Stimmung zu bringen (was eigentlich nicht mehr wirklich nötig war), wurden ein paar Einheizer vom Band gespielt und wir übten alle schon mal Mitsingen, Tanzen, Klatschen und Springen.

Das Publikum war (zumindest da wo ich stand) sehr leidenschaftlich und euphorisch und ich habe mich gefreut, dass anscheinend auch wirklich die Fans Karten gewonnen hatten, die es wirklich verdient haben. Es war unglaublich wie wenig Zuschauer es nur waren und wie intim das Konzert dadurch war. Sogar 2002 in Hamburg (vor dem großen Durchbruch mit "A Rush Of Blood To The Head") habe ich sie vor mehr Leuten gesehen und auch der Secret Gig in Köln 2005 im gemütlichen Gloria hatte mehr Zuschauer. Die BBC-Mitarbeiter hatten es natürlich gut, denn auch ganz ohne Ticket hatten die sich zahlreich auf den Balkonen und an den Fenstern versammelt. Wir haben schon bezweifelt, dass gerade überhaupt was gesendet wird, weil niemand mehr zu arbeiten schien. Ricky Gervais, Jonathan Ross und ein eigenartig bebrillter, aber begeisterter Jay-Z wurden auch im Publikum gesichtet.
Die Spannung stieg und kurz vor sieben, wurde von drei nach unten gezählt und die Musik von "Life In Technicolor" setzte ein. Unter großem Jubel und Applaus betrat die Band die Bühne und alle stiegen nach und nach in den Song ein. Etwa in der Mitte des Songs setzte auch die Liveübertragung ein. "Life In Technicolor" ist trotz der Kürze und des Fehlens jeglicher Lyrics einer meiner Lieblingssongs auf dem Album und ein absolut würdiger Auftakt für den Beginn der Konzerte, so wie es vorher immer "Politik" und "Square One" waren.
Die Band war in bester Laune und hat sich seit den ersten Auftritten mit den neuen Songs sehr gesteigert. Die Stimme von Chris ist immer noch ein bisschen wackelig bei den neuen Liedern, aber ich denke, er bekommt das in den nächsten Wochen hin. Tänzerisch gibt es nichts mehr zu verbessern und es war eine Freude ihm zuzusehen. Jonny sieht grundsätzlich immer absolut konzentriert aus an der Gitarre, während Guy an Coolness wohl kaum noch zu überbieten ist. Will, der für mich der heimliche Star des neuen Albums ist, war auch auf der Bühne herausragend. Seinen großen Autritt hat er ganz klar bei "Viva La Vida" an der Kircheglocke, die live tatsächlich beeindruckend klingt.
Sowohl die neuen Songs, als auch die alten "Hits" kamen super beim Publikum an, das die ganze Zeit lautstark mitsang. Ich bin ja nicht gerade ein großer Fan von Singles wie "Clocks", "In My Place" und "Fix You" auf den Alben, aber live sind sie immer noch funkelnde Momente. Die kleinen Highlights waren für mich vor allem "42", nach dem sich Chris gewundert hat, dass sie es mal nicht verhauen haben, "Trouble" mit einer wunderschönen Hommage an den Hubschrauber über unseren Köpfen ("Oh no I see, a helicopter is filming my friends and me / And I turn and say, don't film the bald spot on top of my head"), "Lost!", das live sehr viel besser klingt als in der Studioversion und eine wunderschöne, neue Akustikversion von "Yellow", die sie auf einer kleinen Extrabühne spielen. Ich freue mich sehr, dass sie den Mut hatten aus dem Song ein bisschen was anderes zu machen und es ist ihnen sehr gelungen. Klingt fast bezaubernder als das Original.
Während "Yellow" war es auch, als Chris einen kurzen Gruß an die Bauarbeiter auf der anderen Straßenseite schickte, die sich auf ihren Wohncontainern versammelt hatten und ebenfalls lauschten. Alle winkten ihnen mal kurz zu und sie winkten zurück. Da soll einer nochmal mit "Mädchenband" kommen. "Bauarbeiterband" trifft es wohl eher und mal ganz abgesehen davon ist das Verhältnis Männchen/Weibchen bei Konzerten immer sehr ausgeglichen. Auch vor den Toren des Geländes hatten sich jede Menge leute versammelt und selbst ohne Ticket hatte man eine ziemlich gute Sicht auf das Geschehen. Chris beruhigte die Zuschauer dort am Anfang: "Thanks for staying outside the gates. We look best from a long distance anyway, so I wouldn't worry." Die Menschentraube draußen wurde mit der Zeit immer größer als Passanten merkten, dass das tatsächlich Coldplay waren, die da spielten und die Musik nicht vom Band kam.
Die kleineren Highlights habe ich ja schon aufgezählt, aber das beste haben sie sich für den Schluss aufgehoben. "Lovers In Japan" ist einer meiner Lieblingssongs auf dem Album und sobald die ersten Töne davon erklangen gab es kein Halten mehr. Die tolle Liveversion wurde unvergesslich, als aus vier Kanonen Unmengen an Schmetterlings-Konfetti in die Luft geschleudert wurden und im Wind tanzten. Der ganze Platz wurde in einen Regen aus Schmetterlingen in den Farben der französischen Revolution getaucht und es sah beeindruckend aus. Das Ganze ist auch für die Arena-Tour geplant, aber ich denke, dass es im Freien noch besser funktioniert und schöner anzusehen ist. Überglücklich starrten alle zum Himmel hinauf und sahen den Schmetterlingen zu.
Mit diesem Höhepunkt verabschiedeten sich die Jungs von der Bühne. Klar, es waren nur 45 Minuten, aber selten habe ich 45 Minuten meines Lebens besser und mit mehr Spaß verbracht. Anreise und das ganze Ticketchaos letzte Woche inklusive massiver Enttäuschung haben sich mehr als gelohnt. Es fühlte sich trotzdem wie ein ganzes Konzert an und das lag auch vor allem an der tollen Stimmung im Publikum, das den Parkplatz für eine dreiviertel Stunde in ein Stadion verwandelt hat. Ich kann es kaum erwarten sie im September wieder spielen zu sehen. Bis dahin habe ich erstmal die schönen Erinnerungen im Kopf und einen Livemitschnitt für die Ewigkeit auf der Festplatte. Ein paar Mal kann man mich im Fernsehen sehen. Gott sei Dank ist es nicht ganz so peinlich wie befürchtet.

Nach dem Konzert waren wir noch etwas trinken in einem nahegelegenen Pub und haben unsere Begeisterung geteilt. Ein paar der Leute waren auch am Montag in der Brixton Academy und obwohl sie da länger gespielt haben, waren sie alle noch mehr mitgerissen von dem kurzen, aber sehr intimen Gig mit toller Stimmung. Ich habe mich sehr gefreut so viele Leute kennenzulernen, die meinen Enthusiasmus hinsichtlich der Band und deren Musik teilen. Es hat den Tag einfach nur perfekt gemacht. Mit einer handvoll Schmetterlings-Konfetti ging's wieder nach Hause.

Friday, June 13, 2008

Just because I'm losing, doesn't mean I'm lost

Manchmal geschehen Zeichen und Wunder. Nachdem ich seit letzter Woche Donnerstag schlecht gelaunt war, weil ich weder Tickets für Coldplay in der Brixton Academy gewonnen hatte, noch eine E-Mail von der BBC bekommen hatte, die mich zu einem Exklusivkonzert einlud, und dann zu allem Überfluss auch noch zu spät dran war, als man ganz einfach an ein paar Brixton Tickets bei Ticketmaster rankommen konnte, gab es heute eine freudige Überraschung in der Post:



Exklusivkonzert, 600 Zuschauer, live im Fernsehen. Genial!

Thursday, June 12, 2008

Dinstinction!

Heute kamen die Ergebnisse unseres Postgraduate Diploma. Das haben wir jetzt schon in der Tasche und können somit zum Master-Level fortfahren. Und ganz überraschend bin ich tatsächlich die einzige im Kurs mit einer Distinction. Woohoo!


Wednesday, June 11, 2008

Stuck and Soaked in Thorpe Park

Ein herrlicher Tag gestern und einer nach dem ich etwas auf der Liste "Dinge, die man vor seinem Tod unbedingt erlebt haben muss" abhaken kann: Festgesteckt auf einer Achterbahn.

Alles begann früh am Morgen. Um halb sieben bin ich aufgestanden und habe den ersten Bus zur Uni genommen. Dort badeten Camilla und ihr gerade aus Norwegen zu Besuch angereister Freund Andreas schon in der warmen Morgensonne des Student Village. Wenig später fuhr Auke sportlich im gemieteten Auto vor und Kathryn folgte kurz darauf. Zusammen mit Camilla und Andreas machten wir uns in ihrem Auto auf dem Weg, während uns Auke mit Melon und May unauffällig folgte.

Camilla hatte eigens für die Fahrt Mix-CDs gebrannt und sie ist wohl die begnadeste Zusammenstellerin überhaupt. Die Fenster geöffnet und alle laut singend zu Musiksünden wie Haddaways "What Is Love", Ace of Base und den Arctic Monkeys, die Girls Aloud covern, ging es über die englischen Autobahnen. Ich war fürs Wegweisen zuständig und natürlich haben wir uns kurz vor Erreichen des Parks erstmal verfahren. Aber man muss ja so viel Eindrücke der englischen Städte und Dörfer mitnehmen, wie's nur geht.

Kurz vor elf standen wir auf dem Parkplatz des Thorpe Park und machten uns auf die Suche nach Louises Auto, die zusammen mit Chris und Jeny getrennt von uns gefahren waren. Louise hatte die Gutscheine, mit denen jeweils zwei zum Preis von einem in den Park konnten. Da die drei aber früher da waren, sind sie schon immer in den Park gegangen. Damit wir die Gutscheine trotzdem bekommen, hatten sie diese hinter dem Tankdeckel versteckt und wir fühlten uns auf der Suche danach ein bisschen wie Autodiebe.

Schließlich für nur 16 Pfund in den Park und die Anderen getroffen. Erste Fahrt auf Zodiac, nach der mir schon beträchlich flau im Magen war und dabei war es doch noch eine ganz harmlose (ein paar Mal schnell im Kreis drehen und dabei auf dem Kopf stehen). Danach stürzten wir uns mutig auf die benachbarte Wasserbahn. Vielleicht hätte ich mir vorher mal die Leute genauer ansehen sollen, die da wieder rauskamen, denn dann wäre ich vielleicht auch so clever wie Andreas gewesen und draußen geblieben (unter dem Vorwand Fotos zu machen natürlich). Stattdessen bin ich schließlich ganz vorne im Boot gelandet und nach dem ersten Gefälle im Dunkeln, konnte ich es zwar noch nicht sehen, aber dafür deutlich spüren, dass ich wahrscheinlich wie ein begossener Pudel aussah. Zwei weitere Gefälle später konnte ich durch meine Brille nichts mehr sehen und die Kleidung klebte an meinem Körper fest.

Zwar sah keiner so schlimm aus wie ich, aber nass waren alle irgendwie. Im Laufe der nächsten Stunde kam aber zum Glück die Sonne wieder raus und wir trockneten relativ schnell. Als nächstes auf Nemesis Inferno, einem Inverted Coaster ganz ähnlich der Black Mamba. Vorher habe ich zwar noch gesagt, ich sollte daran denken meine Brille abzunehmen, aber dann habe ich es natürlich vergessen und während der Fahrt fiel es mir ein, als sie sich langsam selbstständig machte. Die Fahrt konnte ich nicht wirklich genießen, weil ich die ganze Zeit verzweifelt an meiner Brille geklammert habe.

Nach einer gemütlichen Fahrt mit den sich drehenden Gefährten auf dem Wasser, stand als nächstes wieder etwas rasanteres auf dem Programm. Colossus hält mit zehn Überschlägen den Weltrekord und hat meinen Kopf ordentlich hin und her geschleudert. Irgendwie habe ich ja nie so recht Vertrauen in die Bügel aber hier habe ich während der Fahrt gebetet, dass sie auch wirklich halten, denn man wird bei vier sogenannten "Heartline Rolls" (einmal komplett um die Herzlinie gedreht) aus dem Sitz gehoben und hängt nur noch in den Bügeln. Spannende Fahrt, aber die Tatsache, dass mein Kopf hin- und hergeschleudert wurde, machte es auch ziemlich anstrengend.


Inzwischen war es ziemlich warm und eine kleine Abkühlung kam uns ganz recht. Also auf die große Wasserbahn Tidal Wave mit einem Gefälle aus 26 Metern Höhe. Die Bahn wird angepriesen mit dem Spruch "wettest ride in England" und das stimmt wohl auch. Genau vor uns gab es natürlich erstmal ein technisches Problem und wir mussten dreimal ein- und wieder aussteigen, bevor es endlich losgehen konnte. Angsterfüllt ging es erst nach oben und dann 26 Meter nach unten, wobei unten angekommen mehrere Tonnen Wasser in einer ziemlich beeindruckend aussehenden Wand in die Luft geschleudert werden und schließlich wieder auf uns gelandet sind. Jede Menge Spaß und unglaublich nass.

Stealth war zwar inzwischen auch geöffnet, aber die Wartezeit war uns mit 90 Minuten zu lang und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt gefahren wäre. Wahrscheinlich würde ich am höchsten Punkt der Bahn sterben oder zumindest ohnmächtig werden. Man wird mit hoher Geschwindigkeit nach oben geschossen und dann geht es senkrecht (und ich meine senkrecht) nach unten. Sah schon vom Zuschauen erschreckend genug aus.

Also sind wir nochmal zurück zu Nemesis Inferno und haben eine weitere Fahrt (diesmal ohne Brille) gewagt. Nach der Ausfahrt aus der Station geht es ein bisschen auf und ab, bevor man zum Kettenaufzug kommt. Und als wir mit dem die höchste Stelle der Achterbahn erreicht hatten, blieb die Bahn plötzlich stehen. Erschrocken sahen wir uns an und waren irgendwo zwischen Panik und Belustigung. Immerhin hingen wir nicht in einem Looping fest, aber auch so war es nicht gerade angenehm. Nach ein paar Minuten kam Gott sei Dank ein Mitarbeiter nach oben geklettert und fragte erstmal ob alle in Ordnung seien. Dann erklärte er uns, dass jemand in einem anderen Zug eine Kamera in der Hand hatte und sie deshalb die Bahn aus Sicherheitsgründen gestoppt haben um die Kamera einzuziehen.

Ja, genau da steckten wir fest

Nur leider verhindert das Sicherheitssystem, dass die Bahn gleich wieder gestartet werden kann und so hingen wir erstmal 15 Minuten fest. Super Aussicht auf den ganzen Park, die Beine baumelnd, nur ein bisschen windig war es. Die Mitarbeiter haben uns gut unterhalten und es war eigentlich ganz lustig, festsitzend auf der Achterbahn. Trotzdem war mir immer noch ein bisschen mulmig, da ich hoffte, das die Fahrt trotz der Unterbrechung normal weitergehen kann. Aber alles kein Problem und schließlich ging es mit viel Jubel wieder los. Als wir wieder zurück in der Station ankamen, fuhren wir unter dem Beifall der wartenden Besucher ein und durften uns für einen Moment feiern lassen.


Unerschrocken wie wir sind, hat uns das natürlich nicht von der nächsten Achterbahn abgehalten und so sind wir noch mit No Way Out gefahren, der einzigen Achterbahn im Dunkeln, die rückwärts fährt. Ich hatte mehr Angst im schummrigen Wartebereich als auf der Bahn. Trotzdem musste ich mich während der Fahrt immer wieder versichern, dass Melon noch neben mir saß. Bei ihrer Körpergröße könnte sie wohl auch schnell aus der Bahn geschleudert werden.

Nach ein paar weiteren Fahrten waren wir um fünf alle total erschöpft und haben uns wieder auf den Heimweg gemacht. Die Rückfahrt verlief auch dementsprechend ruhig und wir waren letztendlich froh wieder in Bournemouth zu sein. In meinem Kopf drehte sich den ganzen Abend immer noch alles und im Bett bin ich weiter munter Achterbahn gefahren. Trotzdem bin ich definitiv für eine Wiederholung zu haben.

Monday, June 09, 2008

Oben ohne

Es gibt tatsächlich einen guten Grund bei strahlendem Sonnenschein in die Uni zu fahren und dort in der verlassenen Bibliothek zu arbeiten. The obvious: Die Dissertation nimmt Gestalt an. The even better: Es ist Sommer und die Uni-Busse wurden ihrer Dächer beraubt!

Und so fahre ich durch die Sonne, den Duft von Meer und den Bäumen in der Nase, das neue Album von Coldplay auf den Ohren und den frischen Wind im Gesicht. Herrlich!

Und wie ich gerade auf der Wilts & Dorset-Webseite erfahren habe, dauert es gerade mal zwei Stunden um einem Doppeldeckerbus das Dach abzunehmen und ihn in einen Sommerbus zu verwandeln. Hätte ich mal ein bisschen mehr aufgepasst, hätte ich die Operationen sogar sehen können, denn das Busdepot befindet sich genau unter meinem Fenster.

Aber morgen wird das Leben noch herrlicher, denn wir machen einen Ausflug auf den ich mich schon seit Wochen freue: Es geht in den Freizeitpark! Phantasialand-Entzugserscheinungen adé!

Monday, June 02, 2008

The Duke of Oxford

Am Mittwoch habe ich mich aufgemacht nach Oxford. Wie es sich für solch eine Erkundungstour Britanniens gehört, hat es schon früh morgens wie aus Kübeln geschüttet. Gott sei Dank keine "cats and dogs", denn das wäre äußerst unangenehm, wo ich doch gegen Katzen allergisch bin und Hunde nicht mag.

Der Busfahrer meines National Express Buses hatte eine etwa 15-minütige Ansprache, was in seinem Bus gestattet ist und was alles nicht (die er blöderweise auch bei jedem neuen Zustieg wiederholt hat). Um es kurz zu machen: Es war mehr verboten als erlaubt. Und so wurde ich prompt eindringlich angesehen, als es darum ging doch bitte keine Musik zu hören, um andere Fahrgäste nicht zu stören. Und dabei war das der erste Tag seit Monaten, an dem ich das Haus ohne meinen iPod verlassen habe. Ja, so kann's gehen.

Die Fahrt dauerte gut vier Stunden und ich bin froh, dass die vorgeschriebenen Gurte im Bus meinen eingeschlafenen Kopf immer ganz gut auffangen. Ansonsten wäre er mir bei einer der Busfahrten in den letzten Monaten wohl schon vom Hals gefallen. Englische Autobahnen sind irgendwie einschläfernd.

Angekommen in Oxford: Regen. Ersten Unterschlupf habe ich im Pizza Hut gesucht, den ich auf dem Weg entdeckt habe. Bewaffnet mit einem kompletten Oxford-Atlas von Google habe ich mich dann recht erfolgreich durch die Stadt bewegt und die Bushaltestellen im Zentrum gefunden. Ab da ging's erstmal ins etwas außerhalb gelegene Iffley, wo ich ein Zimmer in einem kleinen Bed & Breakfast gebucht hatte.

Später ging's zum eigentlichen Grund meines Oxford-Ausfluges, dem Duke Special-Konzert in der Carling Academy. Auf dem Weg dahin wurde ich wieder komplett eingeweicht und es tropfte schon durch meinen Regenschirm hindurch. Anstatt noch ein bisschen die Gegend zu erkunden, habe ich dann also gleich Unterschlupf vor der Venue gesucht. Das Warten war ein bisschen nervig, aber drinnen gab es dann zum Glück ein paar Sofas auf denen ich mich vor dem Konzert noch ein bisschen ausruhen konnte.

Support Act war The Voluntary Butler Scheme, ein einzelner Herr mit "no mates machine", mit der er alle Sounds selbst erzeugt und geloopt hat. Wo ich nach dem ersten Stück noch skeptisch war, war ich am Ende des Sets begeistert. Sehr talentiert und komödiantisch der junge Mann aus Stourbridge, der sofort das Publikum für sich gewinnen konnte. Highlight war, als er eine dieser Röhren in einen Song einbaute, die man manchmal auf dem Jahrmarkt bekommt und die ein komisches Geräusch erzeugen, wenn man sie umdreht. Passte perfekt.

Wenig später kam dann der Duke persönlich. Das Publikum war fachkundig (und bunt gemischt von Kindern bis Senioren) und begrüßte ihn begeistert. Ein Mann neben mir rief "Welcome back, Pete!", woraufhin dieser auf der Bühne verschmitzt entgegnete "To whom do you address?". Ja, auf der Bühne immer noch der Dukester. Das Konzert war diesmal komplett ohne Band. Nicht mal Chip war an den Küchengeräten dabei, aber das lag wohl daran, dass der sich vor ein paar Tagen den Arm gebrochen hatte.

Eine Setlist, die eigentlich nur aus Highlights bestand. Neue Songs, die überzeugen konnten, alte, liebgewonne Lieder in ungewohntem Gewand wie das komplett a capella gesungene "Kill Me Quickly Please" und eine wunderschöne Pianoversion von "Freewheel", die mir die Tränen in die Augen getrieben hat. Schon im ersten Song (der einer der neuen war), musste Duke kurz auf seinen Spickzettel sehen, damit ihm die Lyrics wieder einfallen, und auch sonst gab es einige kleine Pannen. Aber das alles macht es nur noch sympathischer.

Die heimlichen Highlights der Show waren wohl die Mitmach-Teile. Immer dann wenn der Duke zum Mikrophon am Bühnenrand rüber marschierte, hieß es wieder Mitsingen. Er verteilte jede Menge Song-Sheets mit den Texten zu vier Liedern im Publikum und leitete uns dann an, damit wir als unprofessioneller Chor agieren konnten. Bei "I'm Gonna Love You Till You Love Me Back" wurden wir in Männer und Frauen unterteilt und während die von den Damen gesungenen Teile wunderschön klangen, musste bei den Herren sogar Duke auf der Bühne lachen. Grummel, grummel.

Jetzt schlagen alle mal Seite drei auf

Auch schön aber, als Duke etwas zu übermütig mit den Becken wurde, von der Bühne sprang, sie für ein paar Sekunden lang frenetisch genau vor mir zusammenschlug und dann versuchte wieder auf die Bühne zu klettern. Der Mann ist kleiner als ich und da wollte das spontan nicht so ganz gelingen. Mit den Becken immer noch in der Hand, landete er schließlich zwischen Bühne und Zuschauern auf dem Rücken und brauchte ein bisschen um sich wieder aufzurappeln und auf die Bühne zu kommen. Lustig war's.

Die Becken des Grauens

Ein wunderschönes Konzert und das bisher beste, das ich von Peter gesehen habe. Leider musste ich nach dem Konzert auch recht schnell wieder los um den letzten Bus zu erwischen, ansonsten hätte ich gerne noch ein wenig mit ihm geredet und seinem bezaubernden nordirischen Akzent gelauscht. Stattdessen habe ich kurz mit Rob, dem personalisierten Voluntary Butler Scheme, geplauscht und ihm für zwei Pfund seine im Schlafzimmer selbstgebrannte EP abgekauft.

Der Letzte macht das Licht aus

Der Donnerstag stand dann ganz im Zeichen der Erkundung von Oxford und man will es kaum glauben: Die Sonne schien! Naja, nur bis etwa fünf Uhr, aber bis dahin hatte ich die ganze Stadt schon gefühlte drei Mal durchquert und so ziemlich alles gesehen, was man sehen kann: Oxford von oben vom Carfax Tower aus, die Bodleian Library, einige der berühmten Colleges, das University Museum, Oxford Castle, etc., etc.

Die Stadt und die ganze Atmosphäre zwischen Historie, Moderne und akademischem Geist, hat mir sehr gut gefallen. Man könnte durchaus von Liebe auf den ersten Blick sprechen und ich denke das war nicht mein letzter Besuch. Vor dem Regen habe ich mich am Abend schließlich ins Kino gerettet und den Tag noch nett ausklingen lassen. Am Freitag war dann noch ein wenig Shoppen angesagt und zum Nachmittag ging es wieder zurück nach Poole. Zwar kein Oxford, aber dafür haben wir wenigstens das Meer.

Kleine Kuriosität am Rande: Ruft mich doch um acht am Freitag-Morgen glatt der Rezeptionist in meinem Zimmer an und fragt, ob ich denn auch schon aufgestanden bin. Customer Service, oder was?