Wednesday, June 11, 2008

Stuck and Soaked in Thorpe Park

Ein herrlicher Tag gestern und einer nach dem ich etwas auf der Liste "Dinge, die man vor seinem Tod unbedingt erlebt haben muss" abhaken kann: Festgesteckt auf einer Achterbahn.

Alles begann früh am Morgen. Um halb sieben bin ich aufgestanden und habe den ersten Bus zur Uni genommen. Dort badeten Camilla und ihr gerade aus Norwegen zu Besuch angereister Freund Andreas schon in der warmen Morgensonne des Student Village. Wenig später fuhr Auke sportlich im gemieteten Auto vor und Kathryn folgte kurz darauf. Zusammen mit Camilla und Andreas machten wir uns in ihrem Auto auf dem Weg, während uns Auke mit Melon und May unauffällig folgte.

Camilla hatte eigens für die Fahrt Mix-CDs gebrannt und sie ist wohl die begnadeste Zusammenstellerin überhaupt. Die Fenster geöffnet und alle laut singend zu Musiksünden wie Haddaways "What Is Love", Ace of Base und den Arctic Monkeys, die Girls Aloud covern, ging es über die englischen Autobahnen. Ich war fürs Wegweisen zuständig und natürlich haben wir uns kurz vor Erreichen des Parks erstmal verfahren. Aber man muss ja so viel Eindrücke der englischen Städte und Dörfer mitnehmen, wie's nur geht.

Kurz vor elf standen wir auf dem Parkplatz des Thorpe Park und machten uns auf die Suche nach Louises Auto, die zusammen mit Chris und Jeny getrennt von uns gefahren waren. Louise hatte die Gutscheine, mit denen jeweils zwei zum Preis von einem in den Park konnten. Da die drei aber früher da waren, sind sie schon immer in den Park gegangen. Damit wir die Gutscheine trotzdem bekommen, hatten sie diese hinter dem Tankdeckel versteckt und wir fühlten uns auf der Suche danach ein bisschen wie Autodiebe.

Schließlich für nur 16 Pfund in den Park und die Anderen getroffen. Erste Fahrt auf Zodiac, nach der mir schon beträchlich flau im Magen war und dabei war es doch noch eine ganz harmlose (ein paar Mal schnell im Kreis drehen und dabei auf dem Kopf stehen). Danach stürzten wir uns mutig auf die benachbarte Wasserbahn. Vielleicht hätte ich mir vorher mal die Leute genauer ansehen sollen, die da wieder rauskamen, denn dann wäre ich vielleicht auch so clever wie Andreas gewesen und draußen geblieben (unter dem Vorwand Fotos zu machen natürlich). Stattdessen bin ich schließlich ganz vorne im Boot gelandet und nach dem ersten Gefälle im Dunkeln, konnte ich es zwar noch nicht sehen, aber dafür deutlich spüren, dass ich wahrscheinlich wie ein begossener Pudel aussah. Zwei weitere Gefälle später konnte ich durch meine Brille nichts mehr sehen und die Kleidung klebte an meinem Körper fest.

Zwar sah keiner so schlimm aus wie ich, aber nass waren alle irgendwie. Im Laufe der nächsten Stunde kam aber zum Glück die Sonne wieder raus und wir trockneten relativ schnell. Als nächstes auf Nemesis Inferno, einem Inverted Coaster ganz ähnlich der Black Mamba. Vorher habe ich zwar noch gesagt, ich sollte daran denken meine Brille abzunehmen, aber dann habe ich es natürlich vergessen und während der Fahrt fiel es mir ein, als sie sich langsam selbstständig machte. Die Fahrt konnte ich nicht wirklich genießen, weil ich die ganze Zeit verzweifelt an meiner Brille geklammert habe.

Nach einer gemütlichen Fahrt mit den sich drehenden Gefährten auf dem Wasser, stand als nächstes wieder etwas rasanteres auf dem Programm. Colossus hält mit zehn Überschlägen den Weltrekord und hat meinen Kopf ordentlich hin und her geschleudert. Irgendwie habe ich ja nie so recht Vertrauen in die Bügel aber hier habe ich während der Fahrt gebetet, dass sie auch wirklich halten, denn man wird bei vier sogenannten "Heartline Rolls" (einmal komplett um die Herzlinie gedreht) aus dem Sitz gehoben und hängt nur noch in den Bügeln. Spannende Fahrt, aber die Tatsache, dass mein Kopf hin- und hergeschleudert wurde, machte es auch ziemlich anstrengend.


Inzwischen war es ziemlich warm und eine kleine Abkühlung kam uns ganz recht. Also auf die große Wasserbahn Tidal Wave mit einem Gefälle aus 26 Metern Höhe. Die Bahn wird angepriesen mit dem Spruch "wettest ride in England" und das stimmt wohl auch. Genau vor uns gab es natürlich erstmal ein technisches Problem und wir mussten dreimal ein- und wieder aussteigen, bevor es endlich losgehen konnte. Angsterfüllt ging es erst nach oben und dann 26 Meter nach unten, wobei unten angekommen mehrere Tonnen Wasser in einer ziemlich beeindruckend aussehenden Wand in die Luft geschleudert werden und schließlich wieder auf uns gelandet sind. Jede Menge Spaß und unglaublich nass.

Stealth war zwar inzwischen auch geöffnet, aber die Wartezeit war uns mit 90 Minuten zu lang und außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt gefahren wäre. Wahrscheinlich würde ich am höchsten Punkt der Bahn sterben oder zumindest ohnmächtig werden. Man wird mit hoher Geschwindigkeit nach oben geschossen und dann geht es senkrecht (und ich meine senkrecht) nach unten. Sah schon vom Zuschauen erschreckend genug aus.

Also sind wir nochmal zurück zu Nemesis Inferno und haben eine weitere Fahrt (diesmal ohne Brille) gewagt. Nach der Ausfahrt aus der Station geht es ein bisschen auf und ab, bevor man zum Kettenaufzug kommt. Und als wir mit dem die höchste Stelle der Achterbahn erreicht hatten, blieb die Bahn plötzlich stehen. Erschrocken sahen wir uns an und waren irgendwo zwischen Panik und Belustigung. Immerhin hingen wir nicht in einem Looping fest, aber auch so war es nicht gerade angenehm. Nach ein paar Minuten kam Gott sei Dank ein Mitarbeiter nach oben geklettert und fragte erstmal ob alle in Ordnung seien. Dann erklärte er uns, dass jemand in einem anderen Zug eine Kamera in der Hand hatte und sie deshalb die Bahn aus Sicherheitsgründen gestoppt haben um die Kamera einzuziehen.

Ja, genau da steckten wir fest

Nur leider verhindert das Sicherheitssystem, dass die Bahn gleich wieder gestartet werden kann und so hingen wir erstmal 15 Minuten fest. Super Aussicht auf den ganzen Park, die Beine baumelnd, nur ein bisschen windig war es. Die Mitarbeiter haben uns gut unterhalten und es war eigentlich ganz lustig, festsitzend auf der Achterbahn. Trotzdem war mir immer noch ein bisschen mulmig, da ich hoffte, das die Fahrt trotz der Unterbrechung normal weitergehen kann. Aber alles kein Problem und schließlich ging es mit viel Jubel wieder los. Als wir wieder zurück in der Station ankamen, fuhren wir unter dem Beifall der wartenden Besucher ein und durften uns für einen Moment feiern lassen.


Unerschrocken wie wir sind, hat uns das natürlich nicht von der nächsten Achterbahn abgehalten und so sind wir noch mit No Way Out gefahren, der einzigen Achterbahn im Dunkeln, die rückwärts fährt. Ich hatte mehr Angst im schummrigen Wartebereich als auf der Bahn. Trotzdem musste ich mich während der Fahrt immer wieder versichern, dass Melon noch neben mir saß. Bei ihrer Körpergröße könnte sie wohl auch schnell aus der Bahn geschleudert werden.

Nach ein paar weiteren Fahrten waren wir um fünf alle total erschöpft und haben uns wieder auf den Heimweg gemacht. Die Rückfahrt verlief auch dementsprechend ruhig und wir waren letztendlich froh wieder in Bournemouth zu sein. In meinem Kopf drehte sich den ganzen Abend immer noch alles und im Bett bin ich weiter munter Achterbahn gefahren. Trotzdem bin ich definitiv für eine Wiederholung zu haben.

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